Save The Date: Der nächste Tag der Wirtschaft findet am 20. November 2025 statt
Der Beitrag von Telebasel zum Tag der Wirtschaft 2024
Appelle für weniger Staat und Bürokratie am Tag der Wirtschaft 2024
3’800 Besucherinnen und Besucher – ein neuer Rekord – kamen am 21. November in die St. Jakobshalle, um sich beim Tag der Wirtschaft 2024 inspirieren zu lassen. Unter dem Motto «Erfolgsfaktor Staat» forderten die hochkarätigen Rednerinnen und Redner mehr Mut zur Veränderung: weniger Bürokratie, mehr Effizienz und stärkere Marktkräfte. Einer der Höhepunkte des Tages war die Rede von Bundesrätin Karin Keller-Sutter.
Der Stunden vor dem Wirtschafts-Top-Event des Jahres einsetzende Schneefall hielt Besucherinnen und Besucher nicht davon ab, in die St. Jakobshalle zu kommen. 3'800 Personen, was ein neuer Besucherrekord darstellt, wollten mehr von den Referenten zum diesjährigen Slogan «Erfolgsfaktor Staat» erfahren.
Durch die zweieinhalb Stunden geballte Information führte der vom Schweizer Fernsehen her bekannte Moderator Rainer-Maria Salzgeber. Für ihn sei es eine «grosse Freude», das Programm zu moderieren, wie er sagte. Was er jedes Jahr hier erleben dürfe, sei unfassbar. Der Anlass habe «eine ganz spezielle Magie» und belege die Verbundenheit der Wirtschaft mit der Region und dem Kanton Basel-Landschaft. Dass sich so viele Leute angemeldet hätten, zeige wie wichtig dieser Tag der Wirtschaft sei und welche Bedeutung er habe, so Salzgeber.
Wichtige Impulse lanciert
Roman Mayer, Präsident der Wirtschaftskammer Baselland, unterstrich im Gespräch mit Salzgeber, wie wichtig es war, in diesem Jahr 16 Initiativen zu lancieren, welche sechs Standortsfaktoren im Kanton verbessern wollen. Mit «Wirtschaftsstandort Baselland: Zurück in die Erfolgsspur» hat die Wirtschaftskammer das vor einem Jahr am Tag der Wirtschaft abgegebene Versprechen eingelöst, sich aktiv in die Politik einzumischen und etwas für die KMU zu tun. (Mehr Infos auf www.erfolgsspurbaselland.ch)
Ziel von «Wirtschaftsstandort Baselland: Zurück in die Erfolgsspur» ist es, die Situation der KMU deutlich zu verbessern und den Kanton Basel-Landschaft wirtschaftlich wieder erstarken zu lassen. «Durch Besuche bei den KMU wissen wir, wo der Schuh drückt», sagte Mayer.
Speaker appellierten für weniger Staat
Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen die Referate der Speakerinnen und Speaker. Den Anfang machte die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter. Die Bundesrätin bezeichnete die aktuelle wirtschaftliche Lage international, aber auch national als «fragil», zudem sei im Bereich der Politik einiges in Bewegung. Insgesamt sei es «nicht sehr gemütlich», sagte sie und warnte vor einer Überschuldung des Staates, denn nur ein starker Staat bleibe handlungsfähig. «Auch die Schweiz hat hohe Schulden, darum braucht es das Entlastungspaket, das der Bundesrat ausgearbeitet hat.» Sie machte sich dafür stark, den Staatshaushalt im Lot zu halten, ohne Bevölkerung und Bundesfinanzen zu belasten. «Die Schuldenbremse ist auch Krisenvorsorge», sagte sie.
Top-Ökonom und Wirtschaftswissenschaftler Christoph Schaltegger machte bezüglich der Folgen von hohen Staatsausgaben den Vergleich zwischen Trainerhosen und Runninghosen. Wer die Trainerhose im Alltag anziehe, weil es bequemer sei, verliere langsam die Kontrolle über sein Leben, sagte Schaltegger mit Hinweis auf ein gleichlautendes Zitat von Modeschöpfer Karl Lagerfeld. «Die Schweiz verliert langsam die Kontrolle über den Staat», so Schalteggers Fazit. Dann räumte der Wirtschaftsprofessor mit einigen Mythen auf. Er widerlegte, dass die Schuldenbremse den Staat aushungere, dass die Schweiz über einen schlanken Staat verfüge, dass es wenig Bürokratie gebe und dass Sparen die Wirtschaft abwürge.
Die NZZ-Journalistin Katharina Fontana sprach über den «Misserfolgsfaktor Staat», wie sie es nannte. Anhand vom Beispiel Argentinien veranschaulichte sie, wie Schuldenanhäufung und ein sich ständig aufbäumendes Staatsdefizit eine Nation zerreiben können. Viele europäische Staaten würden sich am gleichen Punkt befinden wie Argentinien, bevor ein konsequenter Rückbau von staatlichen Leistungen und des Behördenapparates begonnen hat. Fontana richtete einen klaren Appell an die Besucherinnen und Besucher des TDW: «Die Wirtschaft sollte Gegengewicht zu Verwaltung und Politiker darstellen und nicht immer im Zeitgeist mitschwimmen – es ist unglaubwürdig, wenn man über zu hohe Abgaben und Bürokratie jammert und gleichzeitig so etwas wie Kita-Gesetz entwirft.»
Mit viel Spannung wurde die Rede von Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, erwartet. Er griff das Bruttoinlandprodukt des Kantons Basellandschaft auf. «Es ist tief, es stagniert, und es wird schöngeredet», sagte er. «Das entspricht dem aktuellen Mindset: «Wir managen, verwalten und lösen Krisen nach dem Motto ‹Ein Problem, das man mit Geld nicht lösen kann, muss man mit viel Geld lösen.›» Das sei keine nachhaltige Politik, auch wenn sie bequem ist, so Buser.
Der Direktor der Wirtschaftskammer strich hervor, dass Marktkräfte wie eine Art Urgewalt seien, die sich mit staatlichen Geldern nicht ausser Kraft setzen liessen. «In Argentinien und in Amerika sind Präsidenten gewählt worden, die versprochen haben, die Grösse und den Einfluss des Staates einzudämmen. Beide Politiker kommen nicht aus dem politischen Establishment. Beide Male sind die Korrekturen also von aussen gekommen.»
Richtig störend sei für die KMU die permanente Beweislastumkehr. Statt zu sagen «Mach wie Du es richtig findest, aber Du bist haftbar» schafft der Staat heute so viele Nachweispflichten bis vermeintlich nichts mehr schiefgehen kann. Dieser Staat werde von den Unternehmen als teuer und hemmend wahrgenommen.
Das dritte Ärgernis seien die hohen Staatslöhne und dass 23 Prozent von den Schweizer Beschäftigten im öffentlichen Sektor tätig seien. «Was heisst es, wenn der Staat als grösster Arbeitgeber den Stellensuchenden nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch mehr Geld, Teilzeit- und Frühpensionierungsmodelle bietet?», fragte Buser. «Es verursacht einen Aufwärtsdruck bei den Löhnen und eine Lifestyle-Kultur, welche die Leistungsbereitschaft untergräbt und so Leute aus dem Arbeitsmarkt nimmt. Während beim Staat Lohnsteigerungen über Automatismen funktionieren, müssen Privatunternehmen höhere Löhne mit höherer Produktivität ausgleichen – sonst überleben sie langfristig nicht.»
Auch David Bosshart, Präsident der Duttweiler-Stiftung Wirtschaftsphilosoph sowie «Standpunkt der Wirtschaft»-Kolumnist, sprach am TDW. Er nahm unter anderem die Demographie auf und ihre Folgen für die Wirtschaft, wenn die Menschen immer älter und die jüngere Generation immer weniger werde.
Polit-Talk als Novum
Dieses Jahr gab es einen neuen Polit-Talk zu sehen. Zwei Politiker, in diesem Fall die Nationalräte Markus Ritter (Mitte) sowie Christian Imark (SVP). Sie hatten jeweils sechs Minuten Redezeit zu den Themen: Staat wuchert, man muss ihn zurückstutzen; Privatisierung von Staatsaufgaben – eine Chance für die Wirtschaft; Subventionen – notwendig oder hinderlich?
Am Ende gab es grossen Applaus für beide Politiker.
Michael Köhn, Stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, unterhielt sich in einem weiteren Talk mit Claudio Boller von der KPMG, Cédric Christmann von Primeo Energie und Jan Tanner von Bredella. Dabei wurde erörtert, wie die Unternehmer bei Projekten die Behörden respektive den Staat wahrnehmen. Klar wurde: Die Regulationsdichte hat zugenommen, und es wird zunehmend anspruchsvoller, Projekte zu verwirklichen, weil der Staat mit vielen Forderungen und Anpassungen kommt. Das spürt Jan Tanner bei der Arealentwicklung in Pratteln ebenso wie Cédric Christmann bei den Vorhaben von Primeo Energie. Auch Claudio Boller erhält genau dieses Feedback von den Betrieben und Unternehmen. Ihr Fazit: Es sei Handlungsbedarf notwendig.
SIC-Gewinner und VIP-Dinner
Wie jedes Jahr wurde am Tag der Wirtschaft auch der Gewinner des Innovationswettbewerbs Swiss Innovation Challenge (organisiert von der Wirtschaftskammer Baselland, der BLKB und der FHNW) gekürt. Gewonnen wurde der Wettbewerb von Elythor SA. Das Unternehmen entwickelt bahnbrechende Drohnentechnologien zur Inspektion und Überwachung von Energieinfrastrukturen ohne deren Betrieb zu unterbrechen. Die Drohnen von Elythor verfügen über eine zum Patent angemeldete Morphing-Flügeltechnologie, die ungünstige und intensive Windeinflüsse abweist und ausnutzt und so einen Betrieb ohne Ausfallzeiten ermöglicht, selbst bei rauen Wetterbedingungen.
Bundesrätin Karin Keller-Sutter überreichte dem Gewinner persönlich die Siegertrophäe und Patrick Tschudin von der BLKB einen Check in der Höhe von 20’000 Franken. Zusätzlich wurde die Firma Fixpod mit dem Sonderpreis Bau der Ulrich Stamm-Wohltätigkeitsstiftung ausgezeichnet und erhielt 12’500 Franken.
Nach dem Kongress fanden sich rund 800 Personen beim VIP-Networking-Dinner ein. Die Spitzengastronomen Darren Benhar (Bad Bubendorf Hotel und Osteria TRE), Flavio Fermi (Sternekoch, Ackermannshof Basel) sowie Rolf Mürner (Pâtisserie-Weltmeister, Autor) servierten den Gästen ein mehrgängiges Menü, während Rainer Maria Salzgeber durch das Dinner moderierte und für beste Unterhaltung sorgte.
WILLKOMMEN ZUM TAG DER WIRTSCHAFT 2024
Der Tag der Wirtschaft in der St. Jakobshalle ist der grösste Anlass seiner Art in der Region Basel und einer der grössten Netzwerkanlässe für Wirtschaft und Politik in der Schweiz. Rund 3000 Gäste besuchen diesen hochkarätigen Anlass, 750 davon nehmen anschliessend am VIP Networking Dinner teil.
«Erfolgsfaktor Staat»
Der Tag der Wirtschaft steht für einen Anlass mit Top-Speakern, die das Publikum mit ihren Impuls-Referaten fesseln und begeistern. Die Gäste erhalten Informationen, Gedanken sowie Anregungen zu den Wirtschaftsthemen der Zeit und können rund um den Anlass ihr Netzwerk pflegen.
Das Thema 2024: Erfolgsfaktor Staat
Eine stetig wachsende Verwaltung führt zu immer mehr Bürokratie und zu einer steigenden Belastung der Staatsfinanzen. Beides ist ein Problem für die KMU-Wirtschaft. Das staatliche Wirken soll subsidiär bleiben. Zudem ist der Staat der grösste Konkurrent der KMU auf dem Arbeitsmarkt. Der Staat saugt die qualifizierten Arbeitskräfte mit höheren Löhnen und attraktiven Arbeitsbedingungen ab. Und auch die Regulierungsdichte wächst ungebremst.
Was muss getan werden, damit der Staat (wieder) zum Erfolgsfaktor für die KMU-Wirtschaft wird? Was kann der Staat tun, um Dienstleister für die Wirtschaft zu sein?
Die Speakerinnen und Speaker
Als Speaker treten am Tag der Wirtschaft 2024 auf: Karin Keller-Sutter (Bundesrätin), Christoph Schaltegger (Professor und Direktor des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik IWP), Katharina Fontana (Journalistin Neue Zürcher Zeitung), David Bosshart (Bosshart & Partner, Präsident Duttweiler Stiftung) sowie Christoph Buser (Direktor Wirtschaftskammer).
Zudem gibt es einen CEO-Talk mit Wirtschaftsvertretern und einen Polit-Talk mit den beiden Nationalräten Markus Ritter und Christian Imark.
Moderiert wird der Anlass wie gewohnt von Rainer Maria Salzgeber.